Die Idee hinter dem Projekt #Ehrenpflegas für die Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“, von Franziska Giffey, der Bundesfamilienministerin, war an sich eine gute. Seit dem 12.10.2020 ist die fiktive Miniserie „#Ehrenpflegas“ auf dem Youtube-Kanal des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) zu sehen. Den Werbespot zu #Ehrenpflegas findest Du auf pflegeausbildung.net.

 

Mit fünf kurzen Folgen á sechs Minuten, sollen Jugendliche auf unkonventionelle und unterhaltsame Weise über die von ihnen genutzten Kanäle, informiert und dazu motiviert werden, sich für einen relevanten Pflegeberuf und die neue Pflegeausbildung zu engagieren. Das Ganze ist Teil der Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“ von dem BMFSFJ, welches seit Oktober 2019 das Ziel verfolgt, junge Menschen in der Berufsorientierungsphase und Erwachsene, für eine Ausbildung in der Pflege zu gewinnen.

Zusammen mit den Produzenten der Kinokomödie „Fack ju Göthe“ wurde das Drehbuch, welches drei junge Erwachsene in ihrer Pflegeschule und in ihrem Praxisbereich begleitet, geschrieben. Passend hierfür wurden die drei Hauptdarsteller ‚Boris‘ – gespielt von Danilo Kamperidis, ‚Potter‘ – besetzt von Lena Klenke, beide bekannt aus der Netflix Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“, und ‚Miray‘ – gespielt von der „Dark“-Darstellerin Lisa Vicari, dazu geholt. Auch die Bundesfamilienministerin Giffey hat einen Cameo-Auftritt in der 4. Folge. Produziert wurde das Ganze von der Constantin Entertainment GmbH für, laut Deutschland Radio Kultur, 700.000€.

Kritik aus der Pflegebranche

Doch der Erfolg bleibt aus. Mit der Miniserie stoßt die BMFSFJ auf harsche Kritik. In den Sozialen Medien beschweren sich Pflegekräfte über die Darstellung des Berufes und sind verärgert darüber, dass die Serie weder den Ausbildungsalltag, noch die Motivation von Pflegern wahrhaftig widerspiegelt. Eine examinierte Pflegefachkraft antwortet mit einer Video-Botschaft via dem Instagram Profil @pflegebuendnis_nordwest auf die Serienreihe: „Was, liebe Bundesregierung, habt Ihr euch dabei gedacht? Was für Menschen möchtet Ihr den bitte für den Pflegeberuf begeistern?“. Sie und viele weitere Angestellte in der Pflege fühlen sich von der Regierung als „Idioten“ beleidigt und sagen ausdrücklich „Ich bin kein Ehrenpflega!“.

Als Konter auf die Serie veröffentlichten drei Studenten der Krankenpflege die Parodie „Ehrenminista“, wo sie die originale Serie – komplett nach deren Prinzip so nachahmen, wie wenn sie auf einer Schule zur Ausbildung zum Minister/zur Ministerin wären.

 

Zudem hat sich der Deutsche Bundesverband für Pflegemanagement von der Miniserie distanziert und zurechtgestellt, dass die Darbietung keineswegs dem Berufsbild von Pflegefachpersonen entspricht.

Mittlerweile wurde auch eine Petition aufgerufen, welche die „umgehende Einstellung der Ehrenpflegas-Kampagne“, sowie eine Stellungnahme von Franziska Giffey zu dem Projekt fordert. Bereits 12.580 Menschen haben, Stand Donnerstagmorgen 22.10.2020, unterschrieben.

Aus Sicht der Pflegefachpersonen, hätte die BMFSFJ mit dieser Summe Geld die Berufe attraktiver gestalten können, indem sie fairere Bedingungen, bessere Ausbildungsvergütung und leistungsgerechtes Gehalt anbieten. Nur so könne die Regierung das Interesse der Jugendlichen und Erwachsenen für diese sozialen Jobs wecken.

Weitere Pflegeporträtserie

Weiterhin wurde für „Mach Karriere als Mensch!“ die Pflegeporträtserie „Frühspätnachtdienst“ produziert. Hier berichten junge Pflegfachkräfte, warum sie sich für diesen Beruf entschieden haben und wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Auch diese Serie findest Du auf dem Youtube-Kanal des BMFSFJ.