Einigung bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern – zu den Corona-Prämien erhalten Pflegekräfte mindestens 8,7 % mehr Lohn bis Ende 2022.

Der Bundesminister Horst Seehofer bezeichnet das Ergebnis der Tarifverhandlungen als „historischen Durchbruch […] die die Wertschätzung zukommen lässt, die sie verdienen“.

Die Gehälter sollen zum 1. April 2021 um 1,4 % angehoben werden, jedoch mindestens um 50 €. Darauf folgt eine Steigerung um weitere 1,8 %. Auszubildende sollen jeweils 25 € mehr erhalten.

Wie profitiert das Pflegepersonal von den Verhandlungen?

  • Pflegezulage von 70 € ab März 2021 – im darauffolgenden Jahr 120 €.

  • Die Zulage in der Intensivmedizin beträgt 100 € monatlich.

  • Die Wechselschichtzulage steigt von 105 € auf 155 €.

  • Betreuungseinrichtungen (u.a. Altenheime) erhalten eine Pflegezulage von 25 €.

  • Ärzte in Gesundheitsämtern erhalten ab März 2021 eine Zulage von 300 € monatlich.

Eine Pflegefachkraft im Krankenhaus in der Entgeltgruppe 7/ Stufe 6 soll mit den Zulagen bis zu 300 € mehr verdienen (aktuell liegt das Monatseinkommen bei ca. 3540 € brutto).

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.tagesschau.de zu laden.

Inhalt laden

Doch es gibt viele Arbeitnehmer, die von diesen Tarifverhandlungen nicht profitieren werden bzw. nicht betroffen sind. Hinter vielen Krankenhäusern steckt ein privatwirtschaftlich oder kirchlich organisierter Träger und eben kein kommunaler Träger. Laut dem Sozialwissenschaftler Stefan Sell betreffe die Tarifeinigung etwa nur ein Drittel der Pflegekräfte.

In der Altenpflege seien die Zahlen schwerwiegender. Von 14.480 Pflegeheimen sind ausschließlich 599 in kommunaler Trägerschaft. Das entspricht lediglich etwa vier Prozent. Bei den ambulanten Diensten ist die Zahl sogar geringer.

Werden die Ergebnisse trotzdem als Signalwirkung wahrgenommen werden für die anderen Beschäftigten? „Wir orientieren uns an den Gehältern im öffentlichen Dienst“, meinte Alexander Slotty, Landesgeschäftsführer der Volkssolidarität. Etwa 1300 Mitarbeiter in der Pflege beschäftigt dieser gemeinnützige Träger.

„Mit solchen enttäuschenden Ergebnissen werden wir keine jungen Menschen für den Pflegeberuf begeistern und verschärfen den Pflegenotstand“, meint Alexander Slotty

Zwar ist die Einigung der Tarifverhandlung ein wichtiger und richtiger Schritt, jedoch sollte man den großen Personalmangel in der Pflege nicht aus den Augen verlieren.

Finanzierbarkeit – Kritik

Was ist in Zeiten einer Pandemie möglich? Welche Folgen zieht der neue Tarifvertrag nach sich? Der Tarifvertrag bedeutet für Städte und Gemeinden Kosten von rund 4,9 Milliarden Euro. Weitere 1,2 Milliarden Euro soll der Bund bereitstellen.

Wirtschaftlich sei das Ergebnis der Verhandlungen durchaus verkraftbar, sagt Ulrich Mädge, Kommunal-Arbeitgeberpräsident. Kritische Stimmen beziehen sich jedoch auf eine Berufsgruppe, die nun ebenso profitiert. Es handelt sich dabei um die Beamten. Beamten müssen sich in der Krisenlage keine Gedanken über Jobverlust bzw. Kurzarbeit machen.